Drei Fragen an ...

Drei Fragen an ...

... Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

Am 18. Oktober 2022 hat das Landeskabinett die Weiterbestellung von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger als Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen beschlossen. Die vorherige Landesregierung hatte die frühere Bundesjustizministerin als erste Antisemitismusbeauftragte des Landes berufen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Eskalation des Nahost-Konflikts beantwortet die Antisemitismusbeauftrage des Landes drei Fragen zur Bedeutung ihrer Arbeit und der Relevanz bürgerschaftlichen Engagements. 

Warum haben Sie, Frau Leutheusser-Schnarrenberger, das Amt der Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen übernommen?

Seit 2019 bin ich ehrenamtlich als Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen tätig. Ich halte es für eine wichtige Aufgabe in unserer Demokratie, jeder Religionsfeindlichkeit energisch entgegen zu treten und alles zu tun, damit Jüdinnen und Juden ihre Religion in Deutschland ohne Angst leben können. Doch das jüdische Leben in Deutschland ist gefährdet. Wir erleben seit dem terroristischen Hamas Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 einen dramatischen Anstieg antisemitischer Vorfälle und Straftaten. Auch bei uns in Nordrhein-Westfalen. Klar ist: Hass und Angriffe auf Jüdinnen und Juden sind eine schlimme Verletzung ihrer Würde, gegen die sich die ganze Zivilgesellschaft wenden muss.

Welches sind die Aufgaben und Themenschwerpunkte der Antisemitismusbeauftragten?

Zu den mir vom Landtag übertragenen Aufgaben zählt u.a. die Koordinierung präventiver Maßnahmen zur Antisemitismusbekämpfung und zugleich bin ich Ansprechpartnerin für Betroffene antisemitischer Vorfälle. In meinem jährlichen Bericht an den Landtag gebe ich auch Handlungsempfehlungen für Maßnahmen zur Bekämpfung des Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig stehe ich in stetem Austausch mit dem Bundesbeauftragten für jüdisches Leben und Kampf gegen Antisemitismus sowie den Antisemitismusbeauftragten der anderen Bundesländer. Wir tauschen uns über die unterschiedlichen Entwicklungen im Bereich Antisemitismus und unsere landesseitigen Maßnahmen sowie Projekte aus. Dem Büro der Antisemitismusbeauftragten steht ein Budget zur Verfügung, mit dem wir Projekte zur Antisemitismusprävention in Nordrhein-Westfalen fördern. Nähere Informationen dazu finden Sie hier: https://www.antisemitismusbeauftragte.nrw/de/projekte. Für 2024 freue ich mich über zahlreiche Projektideen und neue Projektanträge.

Welche Bedeutung hat bürgerschaftliches Engagement für die Antisemitismusprävention und den Kampf gegen Antisemitismus?

Bürgerschaftliches Engagement ist von entscheidender Bedeutung: Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ein Thema, bei dem sowohl die Politik als auch die Zivilgesellschaft gefragt sind und gemeinsam handeln müssen. Ohne bürgerschaftliches Engagement werden wir keine erfolgreiche Präventionsarbeit leisten können.

Viele Bürgerinnen und Bürger engagieren sich bereits ehrenamtlich gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz. Dafür bin ich dankbar. Aber bitte bedenken Sie, dass jeder etwas tun kann und jeder sich vielleicht noch stärker einbringen kann.  Sei es im Familien- oder Freundeskreis, sei es im Beruf, im Verein oder im Sport: Jeder und jede von Ihnen kann einen Beitrag leisten, dass Hass und Hetze, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. 

Bitte treten Sie Antisemitismus, antisemitischen Äußerungen und Taten entschieden entgegen. Besuchen Sie einmal eine Synagoge und unterhalten sich mit Mitgliedern jüdischer Gemeinden, um sich einen persönlichen Eindruck vom jüdischen Leben und den derzeitigen Sorgen und Ängsten zu machen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Antisemitismusbeauftragten des Landes: https://www.antisemitismusbeauftragte.nrw/.